Gefährlicher Höhenflug
Dienstag 8.30 Uhr Kanzlei
„Lenßen& Partner“
Eine junge Frau betrat schüchtern
die Kanzlei. Gabi von Pohlsdorf blickte ihr freundlich entgegen und fragte:
„Kann ich ihnen weiterhelfen?“ Die junge Frau antwortete: „Guten Morgen. Ich
bin Lea Landau und habe einen Termin bei Herrn Lenßen.“ Ingos Sekretärin
blätterte in ihrem Kalender und meinte dann: „Ach ja, hier steht es. Kommen
Sie, ich bringe Sie rein!“ Mit diesen Worten führte sie Lea Landau zu Ingo ins
Büro. „Herr Lenßen, das ist Lea Landau. Sie hat gestern angerufen und wollte
einen Termin!“ Ingo Lenßen begrüßte seine neue Mandantin und Gabi verließ den
Raum. Ingo zeigte auf den Stuhl, der vor seinem Schreibtisch stand, und
meinte: „Bitte, nehmen Sie doch Platz und erzählen mir mal womit ich ihnen
helfen kann!“ Lea begann zu erzählen: „Es geht um meine Mutter. Ich habe den
Verdacht, dass sie vergewaltigt wurde.“ Ingo Lenßen unterbrach sie und wollte
wissen: „Wie kommen Sie denn darauf?“ Die junge Mandantin fuhr fort: „Ich habe
vor zwei Tagen unsere Wohnung aufgeräumt und habe durch Zufall das Tagebuch
meiner Mutter in die Hände bekommen. Ich wollte es gerade zurück ins Regal
stellen, als dieses Foto rausrutschte.“ Leo Landau öffnete ihre Handtasche und
legte Ingo ein Bild auf den Schreibtisch. Lea erklärte: „Die Person hier, die
auf dem Stuhl sitzt, das ist meine Mutter und diese Person, die sich über
meine Mutter gebeugt hat, das ist unser Chef. Da bin ich mir ziemlich
sicher!!“ Ingo betrachtete sich das Bild. Es zeigte eine nackte Frau, die an
einen Stuhl gefesselt war und eine weitere Person, die sich über die Frau
gebeugt hatte. Als Ingo das Foto weglegte fragte er: „Was macht Sie da so
sicher, dass das Ihr Chef ist?“ Lea erwiderte: „Er ist verliebt in meine
Mutter, aber sie lässt ihn immer abblitzen. Ich habe letztens einen Streit
zwischen den beiden beobachtet, in dem er ihr gedroht hat, sie
rauszuschmeißen, wenn sie nicht mit ihm schläft. Darauf hat meine Mutter
erwidert, dass er sie ruhig rausschmeißen könne, da sie dann endlich ihre Ruhe
vor ihm hat. Dann hat sie den Raum verlassen und er hat irgendwas vor sich
hingemurmelt von wegen, dass sie das noch bereuen würde und er würde schon
kriegen, was er wolle, auch wenn er dafür zu härteren Mitteln greifen müsse!
Bitter Herr Lenßen, Sie müssen mir helfen rauszufinden, ob jemand meine Mutter
vergewaltigt hat.“ Ingo sicherte Lea Landau seine Hilfe zu. Er sprach: „Hören
Sie, gibt es irgendeine Möglichkeit einen meiner Ermittler in die Firma
einzuschleusen, der ihren Chef observieren könnte?“ Lea nickte und erwiderte:
„Ja klar! Wir suchen gerade eine Aushilfe im Schreibpool und da ich die
Verwaltungschefin bin kann ich bestimmen, wen wir nehmen.“ Ingo Lenßen sagte:
„Klasse! Ich werde meine Ermittlerin Katja Hansen bei ihnen einschleusen. Sie
wird im Laufe des Tages bei ihnen vorbeischauen. Dazu brauche ich allerdings
noch die Adresse der Firma.“ Dann wollte er noch wissen, wie Lea Landaus Chef
hieße und ob sie ihm ein Bild von ihm und eins von ihrer Mutter geben könne.
Die junge Frau antwortete: „Unser Chef heißt Jochen Ritzrau und ein Bild von
ihm hab ich leider keins, aber ich kann ihnen eins besorgen. Ein Foto von
meiner Mutter kann ich ihrer Ermittlerin später zusammen mit dem Bild von
Jochen Ritzau geben.“ Ingo fügte hinzu: „Gut. Dann würde ich mal sagen, dass
wir keine Zeit verlieren und mit den Ermittlungen anfangen.“ Lea Landau stand
auf, reichte Ingo die Hand und bedankte sich. Als sie schon beinahe aus der
Tür hinaus war, rief Ingo ihr hinterher: „Ähm, Frau Landau, einen Moment
noch!“ Lea Landau drehte sich um und fragte: „Ja?“ Ingo antwortete: „Sie haben
mir die Adresse der Firma noch nicht gegeben.“ Lea entschuldigte sich und
meinte: „Ich bin im Moment so durcheinander, dass ich die Hälfte vergesse.“
Ingo unterbrach sie: „Ist schon ok. Machen Sie sich mal keine Sorgen. Wir
werden herausfinden, ob jemand ihrer Mutter etwas angetan hat.“ Die junge
Mandantin gab Ingo die Adresse und verabschiedete sich. Nachdem sie die
Kanzlei verlassen hatte, griff Ingo zum Telefon und wählte Katjas Nummer. Als
sie nach dem fünften Klingeln nicht abgenommen hatte legte er auf und rief
Christian an. „Storm.“, meldete sich ein verschlafener Chris. „Hi Chris, ich
bin's Ingo. Ich hab einen neuen Auftrag für euch. Könntest du in die Kanzlei
kommen?"„Aber natürlich Chef. Du hast mich zwar gerade aus dem tiefsten Schlaf
gerissen, aber du weißt doch, für dich tu ich alles.“, witzelte Chris. Ingo
wollte schon auflegen, als Christian fragte: „Soll ich Katja abholen oder ist
die schon bei dir?“ Ingo antwortete: „Nein, ist sie nicht, aber ich fürchte,
dass wird auch nichts nützen, wenn du bei ihr vorbei fährst, die ist nämlich
nicht da. Zumindest geht sie nicht ans Telefon.“ Chris überlegte: „Dann ist
sie vielleicht bei Tekin im Krankenhaus!“ Ingo stimmte zu: „Ja, das könnte
stimmen. Na ja, komm jetzt in die Kanzlei, ich erklär dir alles und dann
versuchen wir noch mal Katja zu erreichen.“ Er beendete das Gespräch und fuhr
den Computer hoch, da er noch etwas für eine anstehende Gerichtsverhandlung
recherchieren musst.
9:15 Uhr Berufsgenossenschaftliche
Unfallklinik (BGU) München
Katja schlug die Augen auf. Wo war
sie hier? Es dauerte einen Moment, bis sie ihre Orientierung wiederfand. „Ach
ja, ich bin bei Tekin in der Klinik.“, fiel es ihr wieder ein. Tekin lag in
seinem Bett und schlief. „Irgendwie sieht er so niedlich aus!“, schoss es
Katja durch den Kopf. Sie stand auf und ging in das Badezimmer des
Klinikzimmers, in dem ihr Kollege seit vier Tagen lag. Tekin Kurtulus war mit
einer schweren Schussverletzung in die Münchener BGU eingeliefert worden.
Nachdem sich Katja etwas frisch gemacht hatte, packte sie ihre Sachen
zusammen, drückte ihrem Freund und Kollegen einen Kuss auf die Backe und
verließ das Zimmer. Sie verließ die Klinik und fuhr nach Hause. Gerade hatte
sie die Tür ihrer Wohnung hinter sich zugemacht, als das Telefon klingelte.
„Hansen.“, meldete sie sich. „Hi Katja. Ich bin’s, Chris!“, gab Christian
Storm zurück. „Oh, hallo Christian. Was gibt’s?“, sprach Katja.
„Ingo hat einen neuen Fall für uns. Kommst du in die Kanzlei?“ Katja
erwiderte: „Gib mir en Viertelstunde. Ich muss mich noch umziehen und dann
fahr ich los. Also, bis gleisch.“ Damit legte sie den Hörer auf und verschwand
im Schlafzimmer um sich neue Kleider aus ihrem Schrank zu holen. Zehn Minuten
später verließ sie ihre Wohnung wieder und fuhr in die Kanzlei.
9:50 Uhr Kanzlei Lenßen& Partner
Katja betrat die Kanzlei und
begrüßte Gabi. Als sie zu Ingo ins Büro ging saß derselbe mit seinem
Mitarbeiter Christian Storm bei einer Partie Schach. „Hey, lasst doch die
armen grauen Gehirnzellen so früh am Morgen noch in Ruh!“, begrüßte sie die
beiden. Chris lächelte und erwiderte: „Irgendetwas muss man doch machen, damit
die wach werden.“ Ingo fragte: „Sag mal, wo warst du denn? Wir haben die ganze
Zeit probiert dich zu erreichen.“ Katja antwortete: „Sorry Chef! Ich war bei
Tekin in der Klinik und muss dort eingeschlafen sein.“
Ingo wollte wissen: „Wie geht’s
ihm denn?“ „Nicht schlecht, aber auch nicht direkt gut.“ Auf einmal
brüllte Chris los: „Schachmatt! Ich hab’s geschafft. Ich hab dich einmal
geschlagen.“ Katja, die auf den Brüller von Chris nicht vorbereitet war zuckte
ungewollt zusammen. Ingo meinte: „Ist ja toll, dass du dich so freust, nur
muss ich dich bitten etwas weiniger rumzubrüllen.“ Chris, der vor Freude vom
Stuhl aufgesprungen war, setzte sich wieder und antwortete etwas geknickt:
„Tschuldigung!“ Katja musste über den Anblick von Chris lächeln und
besänftigte Ingo: „Lass ihn doch. Es kommt glaub ich nicht so oft vor, dass er
dich beim Schach, also kann er sich doch freuen.“ Ingo wiegelte ab: „Ja ja,
mag ja sein, aber jetzt lasst uns wieder zur Tagesordnung übergehen.“ Sie
besprachen den Fall und eine halbe Stunde später machten sich Chris und Katja
auf den Weg zur Firma. Als sie im Auto saßen motzte Chris: „Mann, man, man,
wie is Ingo denn heute drauf?“ Katja zuckte die Schultern und gab zurück: „Was
weiß ich denn. Wahrscheinlich hat er heute seinen schlechten Tag.“ Chris
startete den Motor des schwarzen Alfas und fuhr los.
10:45 Uhr Firma
„Castingentertainment Ritzau &CO”
„Na, dann wünsch ich dir nen
schönen Arbeitstag, Katja.“, frotzelte Chris. Katja strafte ihn mit einem
eisigen Blick, lächelte aber dann und flötete: „Danke Chris! Wünsch ich dir
auch. Du darfst nämlich heut meine Nachtschicht übernehmen.“ Chris wollte
protestieren, aber Katja stieg aus dem Auto und verschwand im
Bürogebäude, das steil in die Luft ragte. Der Privatermittler hatte es sich
gerade so gut es ging im Alfa bequem gemacht, als sein Handy klingelte. „Hi
Chris!“, meldete sich Sandra. „Hey, ho Schnitti, alles klar auf der Andrea
Doria?“ Sandra antwortete: „Ja, es ist superschön hier auf Mallorca. Und bei
euch, auch alles klar?“ Chris erwiderte: „Na ja, Katja und mir geht’s gut, wir
arbeiten gerade. Ingo hat heut seinen schlechten Tag und Tekin liegt im
Krankenhaus.“ Sandra erschrak und wollte wissen: „Warum das denn?“ Chris
erklärte es ihr und Sandra verabschiedete sich wieder. Ihr Kollege legte auf
und beneidete seine Teampartnerin glühend, die seit einer Woche im sonnigen
Spanien auf Mallorca Urlaub machte. In der Zwischenzeit hatte sich Katja in
der riesigen Firma verlaufen. Genervt schlug sie den Gebäudeplan, den man ihr
am Empfang in die Hand gedrückt hatte, auf und suchte das Verwaltungsbüro. Als
sie es gefunden hatte, faltete sie den Plan wieder zusammen. Gerade war sie um
die Ecke gebogen, als sie mit einem Herrn mittleren Alters zusammenstieß. Der
Mann, der mehrere Aktenordner mit sich trug, deren Inhalt sich jetzt auf den
Boden verteilte, fuhr Katja wütend an: „Mann, haben Sie keine Augen im Kopf?
Können Sie nicht besser aufpassen?“ Er bückte sich und begann die
herausgefallenen Blätter aufzusammeln. Katja wollte ihm helfen, als er sie
völlig unbeherrscht anschrie: „Lassen Sie bloß die Finger davon. Sie haben
genug angerichtet. Sehen Sie zu, dass Sie Land gewinnen!“ Katja richtete sich
auf, murmelte ein „Arschloch“ und verschwand. Nach 5 Minuten hatte sie ihr
Ziel erreicht: das Verwaltungsbüro. Doch gerade als sie das Zimmer betreten
wollte, hielt sie inne. Drinnen stritten zwei Frauen heftigst miteinander. Die
eine weinte und die andere schrie sie an: „Mama, du sagst mir jetzt sofort von
wem das Kind ist. Der Schwangerschaftstest ist zu 99 % sicher und er ist
positiv. Also, verdammt noch mal, sag mir wer es ist!“ Auf einmal brüllte die
andere Frau los: „Das geht dich gar nichts an von wem das Kind ist. Was
schnüffelst du überhaupt in meinen Sachen rum?“ Ihr Gegenüber verteidigte
sich: „Ich schnüffle nicht, ich hab lediglich den Müll aussortiert und dabei
den Test gefunden.“ Sie holte tief Luft und wollte weiterreden, doch die
andere würgte sie ab und meinte: „Ich sag’s dir im Guten: Halt dich aus meinen
Sachen raus und kümmere dich um deinen eigenen Kram!“ Sie packte die
Aktenorder, die sich auf dem Schreibtisch des Büros häuften, und verließ den
Raum. Katja schlüpfte schnell durch die nächste Tür. Als sie die Tür hinter
sich schloss und sich umdrehte blickte sie in das freundliche Gesicht eines
Mannes, der sie darauf hinwies, dass dies die Herrentoilette sei. Katja wurde
klatschmohnrot und verließ die Toilette doppelt so schnell, wie sie
hereingekommen war. Danach betrat sie das Verwaltungsbüro und stellte sich
vor.
11:30 Uhr Verwaltungsbüro der
Castingfirma Ritzau &Co
Lea Landau begrüßte Katja: „Gut,
dass Sie da sind. Sie müssen unbedingt herausfinden, was mit meiner Mutter los
ist. Jetzt ist sie auch noch schwanger!“ Katja erwiderte: Das war nicht zu
überhören. Man hat den Streit schon vorne im Treppenhaus gehört. Können Sie
sich denn vorstellen, von wem sie schwanger ist?“ Lea zuckte mit den Schultern
und antwortete: „Ich weiß überhaupt nichts mehr und wie Sie sicher mitbekommen
haben ist meine Mutter nicht gerade sehr auskunftsfreudig.“ Katja sprach: „Ja,
das habe ich mitbekommen, aber wir werden ihnen helfen.“ Lea Landau wirkte
niedergeschlagen, als sie erwiderte: „Danke! Dann wird ich Sie mal Ihren neuen
Kolleginnen vorstellen und Ihr Chef hat gesagt, dass ich Ihnen ein Foto von
unserem Chef geben soll!“ Mit diesen Worten öffnete sie die
Schreibtischschublade und holte ein Bild heraus, das sie Katja in die Hand
drückte. Katja klappte die Kinnlade herunter, als sie das Bild betrachtete.
„Das hier ist wirklich Ihr Chef?!“, wollte sie von der Mandantin wissen. Diese
schaute etwas verdutzt, setzte aber hinzu: „Ja, das ist Jochen Ritzau. Wieso?
Stimmt irgendetwas nicht?“ Katja machte den Mund wieder zu und antwortete:
„Doch, doch! Alles okay! Ich bin Ihrem Chef vorhin im 2.Stock begegnet und da
war er, nun ja, etwas unfreundlich.“ Lea Landau lachte auf: „Oh ja, da haben
Sie ihn von seiner besten Seite kennen gelernt. Unfreundlich, unfreundlicher,
Jochen Ritzau.“ Katja grinste und die beiden Frauen verließen das Zimmer,
damit sich Katja ihren Arbeitsplatz anschauen konnte. Gemeinsam gingen sie den
ellenlangen Flur entlang zum Aufzug. Gerade als sich die Aufzugtür schließen
wollte, schlüpfte ein junger, attraktiver Mann in den Aufzug. Lea Landau
umarmte ihn und gab ihm einen Kuss mit den Worten: „Na mein Schatz, machst du
Kaffeepause?“ Der junge Mann, der sich später als Maximilian Berger
vorstellte, erwiderte ihren Kuss und antwortete: „Ja mach ich, Süße! Kommst du
mit?“ Seine Freundin schüttelte den Kopf und meinte: „Ich muss meine neue
Kollegin einweisen.“ Maximilian Berger musterte Katja und ein breites Lächeln
erschien auf seinem Gesicht. Er gab ihr die Hand, aber er sagte keinen Ton.
Zwei Etagen tiefer stieg er aus und hob kurz die Hand, um sich zu
verabschieden. Als Katja eine halbe Stunde später ihren neuen Kollegen und
Kolleginnen aus dem Schreibpool vorgestellt war und an ihrem Schreibtisch saß,
griff sie zum Telefon und reif Christian an. Dieser war in der Zwischenzeit
beim Bäcker gewesen und hatte sich Kaffee und Brötchen besorgt. Gerade als er
die Autotür schloss, bimmelte sein Handy. Er zog es aus der Hosentasche und
klappte es auf. Dann meldete er sich: „Storm!“ „Hi Chris, Katja hier.“ Sie
brachte ihn auf den neuesten Stand der Dinge und als sie auflegen wollte,
meinte er: „Du Katja, ich kann deine Nachtschicht heute leider nicht
übernehmen, weil ich Ingo versprochen hab, dass ich mit ihm ins Zeitungsarchiv
gehe, weil er noch etwas für seinen aktuellen Fall bei Gericht suchen wollte.“
Katja erwiderte: „Ok, ich komm dann nach Feierabend runter.“ Mit diesen Worten
beendete sie das Gespräch und Chris machte sich über sein verspätetes
Frühstück her.
12:15 Uhr Schreibpool der Firma
„Ritzau & CO“
Katja war gerade dabei eine Mappe
mit Bewerbungsunterlagen zu ordnen, als die Tür aufging und ein freundlich
lächelnder Jochen Ritzau eintrat. „Oh Jesses, hoffentlich gibt das keinen
Stress.“, dachte Katja. Als hätte sie es gewusst, trat der Firmenchef an ihren
Schreibtisch, streckte die Hand aus und sprach: „Ich freu mich, Sie hier in
unserer Firma begrüßen zu dürfen. Auf gute Zusammenarbeit.“ Katja blickte auf
und das breite Lächeln von Jochen Ritzau erstarb. „Ach Sie sind das!“, entfuhr
es ihm. Katja blickte ihm in die mandelbraunen Augen und gab zurück: „Ja, ich
bin das!“ Jochen Ritzau drehte sich wortlos um und ging zu Victoria Landau,
die Mutter der Mandantin. Er sprach leise, doch Katja konnte jedes Wort
verstehen, dass er sagte. „Ich möchte dich um acht Uhr heut Abend in meinem
Büro sehen und Gnade dir Gott, wenn du dieses Mal nicht erscheinst. Dann
erfährt jeder hier von deinem kleinen Geheimnis. Ach ja, bring mir bitte die
Akte von Frau Hansen mit nach oben. Diese Frau muss schnellst möglich wieder
aus dieser Firma raus.“ Katja grinste kaum merklich und dachte: „Das gibt
Stress!“ Dann machte sie sich im Geiste eine Notiz, dass sie Ingo anrief und
ihm erzählte, was sie herausbekommen hatte. Um viertel vor acht räumte Katja
ihren Schreibtisch auf und machte sich, ausgestattet mit Ear- Piece und
Taschenkamera auf den Weg zum Büro des Firmenchefs. „Victoria, bitte! Ich
liebe dich! Bitte nimm das Geschenk an!“, säuselte Jochen Ritzau. Er hielt
Frau Landau an den Händen und versuchte sie zu küssen, worauf ihm Victoria
eine schallende Ohrfeige verpasste und aus dem Zimmer stürmte. Katja konnte
sich gerade noch hinter der nächsten Ecke in Sicherheit bringen. Firmenchef
Jochen Ritzau verließ ebenfalls sein Büro. Als die Luft rein war, schlich sich
Katja in das Büro und fand auch gleich, was sie suchte. Jochen Ritzau hatte
von einem Geschenk gesprochen und Katja wollte herausfinden, um was es sich
handelte. Es lag zerrissen im Mülleimer. Es handelte sich um einen Gutschein
für eine Liebesnacht in einem Romantikhotel. Katja konnte es Victoria Landau
nicht verübeln, dass sie das Geschenk abgelehnt hatte. Die Ermittlerin
fotografierte den Gutschein ehe sie sich zu Christian nach unten ins Auto
gesellte. „Hi Chris!“, begrüßte sie ihren Kollegen. „Hi du!“, antwortete er
und streckte ihr eine Tüte von der Dönerbude hin. „Ich hab dir’n Döner und
einen Salat mitgebracht.“, meinte Chris. „Danke. Ich hatte Hunger wie noch
was.“, nuschelte Katja mit vollem Mund. „Du hast mit vollem Mund auch schon
mal deutlicher gesprochen!“, zog Chris sie auf. „Haha. Sehr komisch!“,
kommentierte sie. „Apropos, der Ritzau unterhält sich mit dem Typen da vorne,
seit er das Büro verlassen hat.“, informierte Chris seine Partnerin und zeigte
auf Jochen Ritzau und einen unbekannten Mann. Katja zog die Digicam aus der
Tasche und schoss Fotos von dem Typ. In der Zwischenzeit waren die beiden
Männer in eine handfeste Auseinandersetzung geraten und plötzlich zog der
Unbekannte ein Messer und bedrohte Jochen Ritzau damit. Chris stürmte aus dem
Wagen und rannte zu den beiden Männern, worauf derjenige, der Jochen Ritzau
bedroht hatte, floh. Chris rannte ihm nach und Katja ging zu Jochen Ritzau.
„Herr Ritzau, sind Sie ok?“, erkundigte sie sich. „Frau Hansen, was machen Sie
denn hier?“, wollte Jochen wissen. Unterdessen war Christian zurückgekehrt.
Allerdings ohne den unbekannten Mann. „Hast du ihn nicht erwischt?“, fragte
sie. „Nee, aber er mich. Und zwar mit seinem beknackten Messer.“, schimpfte
Chris. Erst jetzt bemerkte Katja, dass ihr Kollege am Oberarm stark blutete.
„Die Wunde müssen wir aber versorgen!“, meinte Katja und wandte sich
gleichzeitig an Jochen Ritzau. „Kennen Sie den Mann? Was wollte der von
Ihnen?“ Herr Ritzau gab ihr Auskunft: „Das war der Mann von Victoria Landau
und er hat mich bedroht und mir gesagt, dass ich sie in Ruhe lassen soll, da
er mir sonst Manieren beibringen würde, aber was geht Sie das überhaupt an?“
Chris und Katja blickten sich an und beschlossen ihre Tarnung aufzugeben. „Wir
sind Privatermittler und arbeiten im Auftrag von Lea Landau. Sie hegt den
Verdacht, dass ihre Mutter vergewaltigt worden ist.“, erklärten sie dem
Firmenchef. „Was? Jemand soll Victoria vergewaltigt haben?“, hakte dieser
nach. „Ähm, Lea Landau verdächtigt sie!“, eröffnete ihm Chris. „Was? Ich soll
Victoria.. Hören Sie, das ist lächerlich! Ich bin in Victoria verliebt, da
werde ich sie wohl nicht vergewaltigen.“, schrie Jochen Ritzau. „Machen Sie
mal halblang!“, besänftigte Katja ihn, „Wir haben ein Foto von Lea bekommen
und sie meint, dass sie sie von hinten erkannt hat.“ Sie hielt dem Firmenchef
das Bild unter die Nase und dieser brüllte: „Das soll ich sein? Die will mich
von hinten erkannt haben? Hören Sie, das da auf dem Bild, das kann schon mal
gar nicht ich sein, weil ich dieses Foto nämlich aufgenommen habe.“ „Wie
bitte?“ „Sie haben schon richtig gehört. Ich habe Victoria beim Sex mit dem
Mann auf dem Bild fotografiert und der Mann heißt Maximilian Berger.“ „Moment
mal, das ist doch der Freund von Lea, oder?“, fiel es Katja wie Schuppen von
den Augen. „Genau, der Freund von Lea und der Geliebte von Victoria.“,
bestätigte Jochen Ritzau. „Wissen Sie zufällig, wo Victoria sich jetzt gerade
aufhält?“ „Zu Hause nehme ich an.“ „Ok, dann fahren wir Sie jetzt nach Hause
und danach statten wir Victoria Landau einen Besuch ab.“, meinte Katja.
Eine Viertelstunde später
„Danke fürs Heimfahren und
entschuldigen Sie bitte, dass ich Sie dauernd so angefahren habe heute.“,
verabschiedete sich Jochen Ritzau. „Keine Ursache.“, meinte Katja. Nachdem
Herr Ritzau in seinem Haus verschwunden war fuhr Chris zum Hause Landau. „So,
dann wollen wir doch mal schauen, ob unsere Mandantin zu Hause ist.“, sagte
Chris und stieg aus. Katja folgte ihm und sprach: „Wenn du willst, kannst du
jetzt schon gehen. Ich pack das hier schon alleine.“ „Ich bleib noch ne halbe
Stunde da!“, erwiderte Chris und warf einen Blick ins Wohnzimmer der Familie
Landau. „Siehst du irgendwas, Chris?“, fragte Katja. „Ja, die Mutter unserer
Mandantin.“ „Geht’s auch ein bisschen genauer?“ „Die knutscht da drinnen rum.“
„Lass mich mal gucken.“ Katja schob Chris zur Seite und lugt vorsichtig durch
die Terrassentür. „Nee, das glaub ich jetzt nicht.“, flüsterte Katja. „Was?“,
fragte Chris etwas genervt. „Das ist der Freund von Lea Landau.“ „Wow, nicht
schlecht!“, erwiderte Chris. Katja schoss Beweisfotos und Chris verabschiedete
sich und machte sich auf den Weg zu seinem Chef. Katja stand ungefähr eine
Viertelstunde da, als sie plötzlich jemand anschrie: „Hey, was machen Sie denn
da?“ „Scccchhhhhhhttttt, bitte Herr Landau, seien Sie leise. Ich erkläre Ihnen
alles. Mein Name ist Katja Hansen, ich bin Privatermittlerin bei Lenßen&
Partner und ich arbeite im Auftrag ihrer Tochter.“, sagte Katja. „Ähm, warum
hat Lea sie beauftragt?“, wollte Herr Landau wissen. „Ihre Tochter hegt den
Verdacht, dass Ihre Frau vergewaltigt worden ist.“, erzählte die Ermittlerin.
„Waaaaaaassssss?“, brüllte der etwa 40- jährige Mann. „Bitte, schreien Sie
nicht so.“, bat Katja ihn. „Das will ich jetzt geklärt haben. Kommen Sie doch
bitte mit rein.“, forderte Herr Landau Katja auf. „Ich glaube wir sollten da
besser nicht reingehen.“, warnte die Ermittlerin. „Wieso nicht?“ „Ähm, ich
weiß nicht wie ich Ihnen das erklären soll. Schauen Sie mal vorsichtig durch
die Terrassentür.“ Als Hr. Landau sah, was Katja gemeint hatte, flippte er
komplett aus und stürmte ins Haus. Katja versuchte ihn aufzuhalten, aber sie
schaffte es nicht. Victorias Mann riss Maximilian Berger von seiner Frau
herunter und ging auf ihr los. Hr. Landau zog das Messer, mit dem er vorhin
Jochen Ritzau bedroht hatte, heraus und hielt es dem Freund seiner Tochter an
die Kehle. „Hr. Landau, machen Sie keinen Blödsinn. Geben Sie mir das
Messer!“, rief Katja. Torsten Landau zögerte einen Moment und genau den nutzte
Maximilian Berger aus, schlug seinem Feind das Messer aus der Hand und stürzte
aus dem Haus. Victoria Landau saß weinend auf der Couch. „Wie lange geht das
schon zwischen euch?“, brüllte ihr Mann. „ Seit 1 ½ Monaten!“, schluchzte
Victoria. „1 ½ Monate? Und ich Idiot merke das nicht! Weiß Lea davon?“
Victoria Landau brachte kein Wort heraus. Ihr Mann packte sie an den
Schultern, schüttelte sie und schrie: „Weiß unsere Tochter davon?“ „Mama,
Papa, was ist denn hier los?“ Lea Landau war unbemerkt ins Wohnzimmer
gekommen. „Warum schreist du Mama so an?“, fragte sie. „Deine Mutter hat seit
1 ½ Monaten ein Verhältnis mit deinem Freund!“, klärte Torsten Landau seine
Tochter auf. „Was?! Mami, sag, dass das nicht wahr ist!“, rief Lea.
Ihre Mutter lief aus dem Zimmer
und reagierte nicht, als Lea ihr nachrief: „Du Miststück!“ „Frau Landau, wir
haben herausgefunden, dass Ihr Chef ihre Mutter nicht vergewaltigt hat.“,
schaltete sich Katja ein. „Schön, das ist mir aber gerade
egal, wer sie vergewaltigt hat. Wenn dieses Biest nach Hause kommt, dann kann
sie was erleben!“ „Ok, dann lass ich Sie jetzt alleine. Auf Wiedersehen.“,
verabschiedete sich Katja. Als sie die Haustüre zu zog sah sie Victoria Landau
im Garten stehen. „Frau Landau, warum haben Sie das getan?“, fragte Katja.
„Ich habe mich in Maximilian verliebt.“, antwortete Victoria, „Am Anfang habe
ich mich auch noch dagegen gesträubt, weil ich Lea nicht wehtun wollte, aber
dann sind meine Gefühle für Maxi so stark geworden, dass ich mich nicht mehr
dagegen wehren konnte, obwohl ich überhaupt nicht weiß, warum ich diesen Kerl
liebe, weil er mich...“ An dieser Stelle brach Victoria Landau ab und in Katja
kroch ein Gedanke hoch.. „Frau Landau, Ihre Tochter hat uns beauftragt, weil
sie glaubt, dass jemand Sie vergewaltigt hat. Stimmt das? Sind Sie
vergewaltigt worden?“, wollte Katja wissen. Victoria Landau brach wieder in
Tränen aus. Katja ging zu ihr und legte ihr einen Arm um die Schulter. „War es
Maximilian Berger, der Sie vergewaltigt hat?“ „Ja! Ja verdammt, er war es!“,
stieß Victoria unter heftigem Schluchzen hervor. Nach dem sich Frau Landau
wieder einigermaßen beruhigt hatte, fuhr Katja sie zu einer Freundin, wo sie
die Nacht über bleiben konnte. Als sie Frau Landau abgesetzt hatte, machte
sich die Ermittlerin auf den Weg in die Kanzlei um ihren Chef und ihren
Kollegen zu informieren. „Hallo Gabi. Ist Ingo schon wieder da?“, begrüßte
Katja Ingos Sekretärin. „Nein, aber die müssten gleich kommen.“ „Ok, ich warte
im Büro.“, meinte Katja. „Willst du einen Kaffee oder’ n Tee?“, rief Gabi.
„Ja, aber warte ich koch ihn mir selber.“ Die beiden hockten sich ins Büro von
Ingo und erzählten. „Ja, was ist denn hier los?“, fragte Ingo verwundert, als
er mit Chris sein Büro betrat. „Plauderstündchen!“, sagten Gabi und Katja im
Chor. „So, so. Und was ist mit Victoria und Lea Landau?“, wollte Chris wissen.
Katja erzählte den dreien was passiert war und Ingo entließ seine Mitarbeiter
in den wohlverdienten Feierabend.
21:30 Uhr BGU – München
„Na endlich. Ich dachte schon du
kommst gar nicht mehr!“, begrüßte Tekin Kurtulus seine Kollegin. „Hast du mich
vermisst?“ „Ja, ganz arg!“, beteuerte Tekin und musste grinsen. „Na, da bin
ich aber beruhigt.“, grinste Katja zurück und gab ihrem Kollegen einen Kuss.
„Mir war ganz schön langweilig ohne dich.“ „Och, armer Tekin!“, neckte Katja
ihn. „Mach dich nicht über mich lustig.!“, nörgelte Tekin, „Du hättest ruhig
früher kommen können.“ „Sorry, aber ich musste arbeiten. Ich kann nicht so wie
du hier faul im Bett rumliegen.“ „Mir wäre es auch lieber, wenn ich wie
gewohnt neben dir im Auto hocken und Verbrecher jagen könnte. Da freu ich mich
schon wieder drauf.“ „Du musst dich erst mal noch schonen und dann bring ich
dir was über Sicherheit im Dienst bei, da du da offensichtlich in der
Polizeischule gepennt hast.“, bremste Katja ihn. „Hey, jetzt wird mal nicht
frech. Ich hatte nen besseren Schnitt im Abschlusszeugnis als du.“ „Das hilft
dir aber auch nichts, wenn du das, was du gelernt hast wieder vergisst.“ Tekin
gab sich geschlagen. Er wusste, dass Katja im Recht war, deswegen forderte er
sie auf, ihm zu erzählen, an was für einem Fall sie gerade arbeiteten. Katja
erzählte es ihm und verabschiedete sich danach.
4 Uhr Kanzlei Lenßen& Partner
„Hey, was machst du denn schon
hier?“, fragte Ingo verdutzt. Er sah auf die Uhr und ihm klappte die Kinnlade
herunter. „Katja, du spinnst. Wir haben 4 Uhr und du bist erst vor 5 Stunden
nach Hause und ich wette, du warst vorher noch bei Tekin.“, meinte er. „Ja,
war ich.“ „Was um Himmels Willen machst du hier? Du gehörst ins Bett so
übernächtigt wie du aussiehst.“ „Da war ich auch.“ „Und warum bist du dort
nicht mehr?“ „Ich konnte nicht mehr schlafen. Außerdem muss ich noch’ n paar
Akten durchsehen.“ „Nix da! Du gehst nach Hause und legst dich ins Bett oder
noch besser, hier auf die Couch, da kann ich nämlich aufpassen, dass du auch
wirklich schläfst.“, wies er sie an. Ähm Ingo, denkst du nicht, dass ich
langsam alt genug bin um für mich selbst zu entscheiden, was ich tue?“
„Meinetwegen, mach was du für richtig hältst. „Ach Mensch, was ist denn los
mit dir? Seit Tagen bist du schon so schlecht drauf.“ „Ich weiß es nicht,
Katja. Ich könnte im Moment echt alles hinschmeißen.“ „Wag dich das ja nicht.
Einen besseren Chef als dich finden wir so schnell nicht wieder.“ „Keine
Angst! Ich gebe das hier nicht auf. Da müsste schon was ganz Schlimmes
passieren und das tut es hoffentlich nicht.“ „Ich würde mich nicht drauf
verlassen. Das Leben ist unberechenbar und kann so schnell vorbei sein.“ „Sag
so was nicht oder denk am besten gar nicht mal dran!“, riet ihr Ingo und
wandte sich wieder seiner Arbeit zu und auch Katja vertiefte sich in
irgendwelche Akten. Gegen 8 Uhr trafen Christian Storm und G. v. P. in der
Kanzlei ein. „Hi Chef! Ich bin bei Katja vorbeigefahren, aber sie war nicht zu
Hause.“ „Schau mal auf die Couch!“, lächelte Ingo. „Oh, hi Katja. Seit wann
bist du denn schon hier?“ „Seit vier Uhr!“, antwortete Ingo für Katja. „Aha!“,
meinte Chris. „So, wir drei fahren jetzt in die Castingfirma und stellen
Maximilian Berger zur Rede.“, meinte Ingo und griff sich seinen Mantel.
8:30 Uhr Castingfirma Ritzau& CO
„Katja, du warst doch schon hier.
Wo ist das Büro von diesem Berger?“, fragte Chris, der verzweifelt versuchte
sich auf dem Gebäudeplan zurechtzufinden. „Komm, wir schauen zuerst
bei Lea Landau vorbei, vielleicht kann die uns helfen.“, schlug Katja vor. Die
3 hatten Glück und trafen Lea Landau samt Maximilian Berger in dem Büro an.
„Schatz, es tut mir so leid, dass ich dich mit deiner Mutter betrogen habe.
Ich liebe dich doch. Außerdem war sie es, die mich verführt hat!“, säuselte
Maximilian Berger. „Ach komm, hör doch auf! Du hast mein Vertrauen
missbraucht. Ich kann und will dir nicht verzeihen!“, fuhr ihn Lea Landau an.
„Aber du kannst mich doch nicht einfach rausschmeißen. Wo soll ich denn jetzt
hin?“, protestierte dieser. „Och, du glaubst nicht was ich alles kann. Pack
deine Sachen und verschwinde. Wohin ist mir egal und lass dich hier nie, nie
wieder blicken.“ Ingo klopfte an die Tür. „Ja, herein!“ „Guten Tag, Frau
Landau! Guten Tag, Herr Berger!“ „Guten Tag, Herr Lenßen, kann ich was für Sie
tun?“ „Wir wollten Ihnen nur mitteilen, dass wir den Fall abgeschlossen haben,
da wir den Schuldigen gefunden haben!“ „Und, war es Jochen Ritzau?“ „Nein,
Herr Ritzau war es nicht!“ „Wer dann?“ „Maximilian Berger!“ Lea drehte sich um
und ging auf ihren EX- Freund los: „Was? Du mieses Arschloch
hast meine Mutter vergewaltigt. Nicht genug, dass du mich mit ihr betrogen
hast, NEIN!, vergewaltigen musstest du sie auch noch. Mach dass du weg kommst
oder ich kann für nichts garantieren!“ Herr Berger wollte aus dem Zimmer
laufen, wurde aber von Christian aufgehalten: „Bleiben Sie da. Sie sind
vorläufig festgenommen!“ Maximilian lächelte fies und meinte: „Oh natürlich!
Das hätte ich fast vergessen!“ Dann verpasste er Christian Storm einen Schlag
in die Magengrube, sodass dieser zusammensackte, und flüchtete. Katja setzte
ihm nach, während sich Ingo und die Mandantin um Chris kümmerten. Katja
stürmte die Wendeltreppe hoch. Knapp hatte sie Berger, der in den Aufzug
gestiegen war, verpasst. Dieser war in den obersten Stock gefahren. „Was will
er da? Da stapeln sich doch nur Aktenordner.“, überlegte Katja. „Das Dach! Er
will aus Dach!“, schoss es ihr durch den Kopf. Uns so war es auch. Als Katja
ankam stand Maximilian Berger auf dem Dach. „Guten Tag, Frau Hansen!“, sagte
er mit eisiger Stimme. „Geben Sie auf, Herr Berger. Sie haben keine Chance.
Die Polizei wird gleich da sein!“ Katja machte ein paar Schritte auf Herrn
Berger zu, dann noch ein paar, bis sie schließlich hinter ihm stand. Sie
wollte ihm gerade Handschellen anlegen, als er sich plötzlich umdrehte. Er
schubste sie und Katja, die darauf nicht vorbereitet war, stolperte und konnte
sich gerade noch an der Dachkante festhalten: „Es ist vorbei!!! Aber nicht für
mich, sondern für Sie. Verabschieden Sie sich, Frau Hansen!“ Hinten stürmte
Ingo auf das Dach und als er sah, dass Katja an der Dachrinne hing, versuchte
er Maximilian Berger niederzuschlagen. Der merkte jedoch rechtzeitig, dass ihm
Gefahr drohte und die beiden Männer prügelten sich. Katja
klammerte sich an der Dachkante fest und schrie verzweifelt um Hilfe. Sie
musste all ihre Kraft aufbringen um nicht abzurutschen. Sie sah, dass Ingo ein
paar Meter weiter mit Maximilian Berger rangelte. Danach schaltete sie ab. Sie
bekam nichts mehr mit. Derweil versuchte Ingo Maximilian Berger zu
überwältigen. Er merkte, dass er es bald geschafft hatte.
In Katjas Kopf flogen die Gedanken
durcheinander, doch sie konnte keinen einzigen davon fassen. Sie wusste nicht
mehr wo sie war und nicht was los war. Auf einmal durchfuhr sie ein stechender
Schmerz. Katja schrie auf. Kurz danach spürte sie, wie die Kraft aus ihr wich.
Sie konnte sich nicht mehr länger halten und lies los. Sie fiel 35 Meter in
die Tiefe und schlug unten auf der Straße auf. Ingo, dem es inzwischen
gelungen war den Täter zu überwältigen, brüllte los. Er schlug den erschöpften
Maxi Berger nieder, dass dieser bewusstlos wurde, und rannte los. Er stürzte
die Treppe hinunter und rief gleichzeitig einen Rettungshubschrauber und die
Polizei. Als er unten auf der Straße ankam, war Katja Hansen bereits 2
Minuten außer Bewusstsein. Ingo versuchte sie wiederzubeleben. Dabei schickte
er immer wieder ein Stoßgebet zum Himmel, dass Katja bitte noch am Leben sein
möge. Der Helikopter kam und die Sanitäter löste Ingo ab. Dieser sank heulend
und total fertig an den Straßenrand. Siedend heiß fiel ihm ein, dass er
Christian noch Bescheid sagen musste, aber das war im Moment egal. Das
Wichtigste für ihn war jetzt, dass Katja durchkam. „Sie kommt doch durch,
oder?“ Der Sanitäter antwortete: „Tut mir leid, das kann ich Ihnen zur Zeit
noch nicht sagen. Es steht sehr schlecht um sie. Sie hat massive innere
Blutungen.“ Als Ingo Katja so daliegen sah, brach er wieder in Tränen aus.
„Entschuldigung, kann ich Ihnen helfen? Alles in Ordnung bei Ihnen?“, wurde er
von einem Sani gefragt. Ingo schüttelte heftig den Kopf und meinte: „Nichts
ist in Ordnung, aber ich müsste meinem Kollegen noch Bescheid sagen, was
passiert ist. Würden Sie mir bitte sagen in welches Krankenhaus Sie Katja
fliegen.“ Der Sani sagte ihm, dass sie Katja in die BGU bringen würden und
Ingo machte sich auf den Weg in das Bürogebäude. Es fiel ihm schwer Katja
alleine zu lassen, aber er musste Chris ja informieren. Drinnen fuhr er in den
3. Stock in das Büro der Mandantin, wo man Chris zurückgelassen hatte, als er
vorhin niedergeschlagen worden war. Zitternd betrat er das Büro, wo er auch
schon sehnsüchtig erwartet wurde. Chris blickte ihm entgegen. Er erschrak, als
er Ingo sah.
„Hey, was ist denn los?“, fragte
er seinen Chef. Dieser setzte sich neben Chris auf die Couch, schloss für
einen Moment die Augen und antwortete dann: „Katja....!“ Chris unterbrach ihn:
„Was ist mit ihr?“ „Sie ist vom Dach gestürzt.“ Nachdem er den Satz beendet,
brach er erneut in Tränen aus. Christian nahm in schützend in die Arme. „Die
Ärzte wissen nicht, ob sie durchkommt. Herr Gott Christian, ich bin Schuld.
Ich hätte schneller reagieren müssen, dann wäre das alles nicht passiert.
Christian, ich hab Angst, dass sie es nicht schafft.“ Ingos Mitarbeiter strich
ihm sanft den Rücken runter, dann meinte er: „Katja packt das! Sie ist tough,
sie steht das durch!“ Sanft, aber bestimmt, zog er Ingo von der Couch hoch und
verließ mit ihm den Raum. Er rief den Aufzug und beide fuhren ins Erdgeschoss.
Unten angekommen, begegneten ihnen zwei Polizisten, die Maximilian Berger
abführten. Dieser erblickte Ingo Lenßen und spottete: „Sie an! Der starke
Anwalt Ingo Lenßen ist am Ende.“ Ingo riss sich aus Christians Umarmung los
und stürzte sich auf Herrn Berger. Ehe der sich’s versah hatte er Ingos Faust
auf der Nase, die sofort anfing zu bluten. Daraufhin packte der Geschädigte
die Beine von seinem Gegner und zog sie ihm weg. Dieser knallte in Folge
dessen auf den Boden und bekam von Maximilian Berger die Luft abgedrückt.
Christian, der bis dahin reglos da gestanden hatte, riss den hageren Mann von
seinem Chef runter und half diesem auf die Beine. Derweil legten die beiden
Polizisten dem Täter Handschellen an und führten ihn ab. Ingo rang immer noch
nach Luft, seine Oberlippe war stark geschwollen und Blut rann ihm die Stirn
runter, aber er rannte los und rief: „Los komm! Wir müssen zu Katja!“
Christian rannte hinterher zum Wagen. Unterwegs überfuhr Ingo mindestens 5
„rote“ Ampeln. Das würde zweifelsfrei teuer werden, denn natürlich wurde er
geblitzt. Es könnte ihm möglicherweise seinen Führerschein kosten, doch Katja
war es wert das zu riskieren. An der BGU angekommen, raste Ingo in die
Tiefgarage und parkte dort den Wagen. Christian riss die Tür auf und beide
rannten Richtung Haupteingang. „Guten Tag, womit kann ich Ihnen denn
weiterhelfen?“, fragte die Frau am Empfangsschalter freundlich. Ingo keuchte:
„Hier müsste vor ein paar Minuten meine Kollegin Katja Hansen mit dem
Rettungshubschrauber eingeliefert worden sein. Können wir bitte zu ihr?“ Die
Frau griff zum Telefon und nach 2 Minuten legte sie auf und erklärte: „Frau
Hansen ist noch nicht eingeliefert worden. Der Hubschrauber musste
Zwischenlanden, weil es mit Frau Hansen Komplikationen gab.“ Ingo erschrak und
fragte: „Was für Komplikationen denn?“ „Es tut mir leid, aber ich darf Ihnen
keine näheren Informationen geben, da Sie keine Angehörigen sind.“ „Doch!“,
log Christian, „Ich bin ihr Bruder.“ Ingo schaute ihn schief von der Seite an,
sagte aber nichts. Etwas widerwillig setzte die Frau hinzu: „Frau Hansen hat
während dem Flug einen Herzstillstand erlitten aufgrund mangelnder
Sauerstoffversorgung. Die Ärzte hatten Schwierigkeiten sie zu reanimieren,
aber sie lebt. Und mehr darf ich Ihnen nun wirklich nicht sagen. Ich bekomme
sonst sehr viel Ärger.“ Ingo erwiderte trocken: „Macht nix, ich bin Anwalt.“
Die zu anfangs freundlich wirkende Frau war nun mürrisch geworden und wies
Ingo &Chris an sich auf einen der Sessel im Foyer oder in die Cafeteria zu
setzen, bis sie zu Katja konnten. Chris bugsierte Ingo auf einen der
ungemütlichen Klappstühle der Cafeteria und bestellte 2 Kaffees. Gerade als er
sich an den Tisch setzten wollte sagte Ingo: „Komm, lass uns rausgehen. Mir
ist schlecht und ich brauch ein bisschen frische Luft.“ Gemeinsam gingen sie
durch die Glastür aus der BGU hinaus in den dahinterliegenden Park. Sie waren
kaum 2 Meter gegangen, als über ihren Köpfen der Hubschrauber auftauchte. Ingo
drückte Chris seinen halbvollen Kaffeebecher in die Hand und rannte los. Ehe
Chris hätte was sagen können, war sein Chef schon vorne auf dem Landeplatz.
Doch die Ärzte kannten keine Gnade. Erbarmungslos wurde Ingo zurückgewiesen.
„Bitte, seien Sie vernünftig. Wir müssen Frau Hansen jetzt erst einmal
untersuchen. Danach sehen wir weiter.“ Oberarzt Dr. Franke schob energisch die
Tür zum Schockraum zu. Ingo wollte protestieren, aber Chris packte ihn und
meinte: „Reiß dich zusammen! Mit dem Theater was du hier veranstaltest ist
keinem geholfen.“ Der Anwalt hockte sich auf die nebenstehende Bank und fing
an zu weinen. Chris nahm ihn in den Arm und entschuldigte sich, doch daraufhin
musste Ingo nur noch heftiger weinen. Drinnen im Schockraum spielte sich
Dramatisches ab. Man hatte herausgefunden, dass Katja nicht mehr geholfen
werden könne, da sie zu starke innere Blutungen hatte. Der Chefarzt Dr. Rilke
meinte zu Dr. Franke: „Wir können die Blutungen nicht stoppen. Das würde alles
noch schlimmer machen. Sie hat maximal noch 45 min. zu leben. Verlegen Sie Sie
auf die IST und lassen Sie die zwei Herren zu ihr.“ Dr. Franke tat wie
ihm geheißen und wenige Minuten später wurden Ingo u. Chris zu ihr gelassen.
Chris meinte: „Ich komme gleich nach. Ich hole Tekin.“ So kam es, dass Ingo
alleine die Tür zu Katjas Zimmer aufmachte und es alleine betrat. Sachte
setzte er sich neben Katja und nahm ihre Hand. Leise begann er mit ihr zu
reden. „Katja, weißt du eigentlich wie wichtig du für uns bist? Weißt du noch,
wie wir vor ein paar Tagen darüber geredet haben, dass das Leben so schnell
vorbei sein kann. Das es so schnell ist, das hätte ich vor ein paar Tagen
nicht gedacht. Ich bitte dich, du darfst uns nicht verlassen. Wir brauchen
dich. Entschuldige, dass ich in den vergangenen Tagen ein bisschen schroff zu
euch war. Bitte, ich tu alles, wenn du nur wieder wach und gesund wirst.“ Auf
einmal fing etwas an einem der vielen Überwachungsmonitore an zu piepsen.
Katja schlug langsam die Augen auf. Ingo, der total überrascht war, drückte
ihre Hand und murmelte: „Gott sei Dank!“ Er setzte hinzu: „Es tut mir so leid.
Dass du hier liegst ist allein meine Schuld.“ Katja richtete sich auf,
schüttelte den Kopf und flüsterte: „Danke, für alles was du je für mich getan
hast. Sag den anderen von mir, dass ich sie ganz doll lieb habe.“ Dann sank
sie erschöpft auf ihr Kissen zurück und es begannen alle Monitore Alarm zu
schlagen. Ein Arzt stürzte herein, versuchte Katja wiederzubeleben, merkte
aber, dass es zu spät war und ging wieder. Ingo umarmte Katja ein letztes mal
und gab ihr einen Kuss und verließ den Raum. Dann brach er zusammen.
Urteil:
Maximilian Berger wurde wegen
Vergewaltigung und gefährlicher Körperverletzung mit Todesfolge zu einer
Freiheitsstrafe von 13 Jahren und 9 Monaten verurteilt.
Die Ermittler fanden heraus, dass
Jochen Ritzau in 2 Fällen die Versicherung betrogen hatte und wurde zu einer
Geldstrafe von 60000 Euro verurteilt. Er bat Ingo die Verteidigung bei Gericht
zu übernehmen, dieser lehnte das Mandat jedoch ab.
Ingo Lenßen legte seinen Beruf als
Anwalt nieder und hat sich in psychologische Behandlung begeben. Er hat den
tragischen Tod seine Kollegin allerdings bis heute nicht überwunden.
Sandra Nitka und Christian Storm
begaben sich ebenfalls in psychologische Behandlung, arbeiten aber weiterhin
als Privatermittler. Beide stehen immer noch in Kontakt mit Ingo.
Tekin hatte versucht, aus Trauer
um Katja, sich im Krankenhaus zu vergiften, aber die Ärzte konnten ihn retten.
Seitdem liegt er im Koma, aber die Ärzte sagen, dass er es überleben wird und
er befindet sich schon auf dem Weg der Besserung.
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